Heutzutage werden häufig die Möglichkeiten für ein besseres Raumklima gegenüber angestrebten Energieeinsparungen vernachlässigt. Bei der energetischen Sanierung der Fassade der Solbjerg-Schule wurde mit der Verbesserung ein Mehrwert geschaffen; für wenig Aufwand erzielte man einen großen Zusatznutzen.
Neuere Forschungen in dänischen Schulen zeigen, dass in mehr als der Hälfte der Fälle die Luftqualität nicht den Anforderungen genügte. Dies mindert die Lernfähigkeit und die Konzentration der Kinder und ist allgemein gefasst auch ein Verlust für die Gesellschaft als Ganzes. Anders als bei Erwachsenen ist ein schlechtes Raumklima bei Kindern viel kritischer, da sich diese noch in der Entwicklungsphase befinden. Tatsächlich können Kinder wegen eines schlechten Raumklimas das Äquivalent zu einem Schuljahr verlieren.
Bild 1 – Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Leistungsfähigkeit von Kindern durch eine leicht erhöhte Luftzufuhr verbessert werden kann. Zusätzlich kann eine höhere Luftqualität auch das Wohlbefinden der Kinder und den Krankenstand verbessern. [„Indoor climate in schools – status and consequences“, in Geo Clausen et al., 2011]
Obwohl seit 2010 erhebliche Mittel für energetische Optimierungen an dänischen Schulen aufgewendet wurden, zeigen Messungen, dass sich die Luftqualität nicht wesentlich verbessert hat. Das Raumklima liegt weiterhin unter dem Standard, den ein Teil der Nachbarländer setzt. [„Indoor Climate in Schools“, Realdania, 2017]
Besseres Raumklima als Zusatzwert
Der ganzheitliche Ansatz, der bei der Renovierung einer Schule im Stadtteil Solbjerg der dänischen Stadt Aarhus zugrunde gelegt wurde, führte auch zu Vorteilen durch ein verbessertes Raumklima. Dies wurde erreicht, indem der Luftstrom durch eine natürliche Lüftung mittels Öffnungen im oberen Teil der neuen Fassadenmodule erhöht wurde. Die Luft wird durch die neu installierten Troldtekt-Decken in allen Unterrichtsräumen gleichmäßig verteilt. Dadurch ist ein umfangreicherer Luftstrom möglich, der ohne Luftzug für eine natürliche Lüftung sorgt. In das Fenster ist der Sonnenschutz MicroShade integriert. Damit wird eine effektive Reflexion der Sonne gewährleistet, was die Gefahr einer Überhitzung reduziert und die Konzentrationsfähigkeit von Schülern und Lehrern verbessert.
Die Fassadenmodule sind vorgefertigt und werden an die vorhandene Gebäudegeometrie und an die Verwendung angepasst. So wird die Installation im Rahmen der Renovierung vereinfacht. Die Kapazität der Entlüftungsanlage beträgt 600 m³/h pro Unterrichtsraum, was den Frischluftanforderungen gemäß den Bauvorschriften von 2010 (BR10) entspricht. Der Luftaustausch vor der Renovierung war deutlich niedriger.
Bild 2 – Konzept der Fassadenrenovierung. Die Luftzufuhr erfolgt durch Öffnungen im oberen Teil der Fassade. Die Luft wird dann über die abgehängten Decken verteilt; da diese luftdurchlässig sind, kann hierüber auch die Zufuhr in den Raum erfolgen. Die gleichmäßige Verteilung sorgt für eine Lüftung ohne Zug.
Mehrwert für die Kinder
Bei Renovierungen richtet sich das Augenmerk häufig allein auf die Energie, während das Raumklima und damit das Wohlergehen der Kinder außer Acht gelassen werden, obgleich die Probleme des Raumklimas in Schulen häufiges Thema in den Medien sind.
Mit einem ganzheitlichen Ansatz lässt sich in Form eines verbesserten Raumklimas ein Mehrwert erzielen, der dem Wohlergehen und dem Lernerfolg der Schüler und auch den Lehrern zugute kommt.
Anlässlich der Renovierung der Fassaden der Solbjerg-Schule musste die natürliche Luftzufuhr gesteuert werden, damit sich zum einen das Raumklima verbessern ließe und damit zum anderen eine Investition in Verglasungen mit MicroShade sinnvoll würde. Die zusätzlichen Kosten dieser Maßnahmen müssen im Zuge der positiven Auswirkungen betrachtet werden, die die Renovierung auf das Wohlbefinden der Kinder hatte.
Bild 3 – Verschiedene Studien haben belegt, dass höhere Innentemperaturen die Lernfähigkeiten von Schülern verringern. Durch MicroShade wird der Wärmeeintrag der Sonne verringert, was die Gefahr einer Überhitzung mindert.
Nach der Renovierung (von 2010 bis 2017) verbesserte sich der Notendurchschnitt um 20 %. Außerdem sank der Krankenstand von 5,1 % auf nur noch 2,6 % und liegt damit deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt.
Die Solbjerg-Schule zeigt deutlich, welchen Zusatznutzen es hat, wenn im Zuge von energetischen Renovierungen auch das Raumklima betrachtet wird. Ein Aspekt, der eigentlich obligatorisch sein sollte.
Alice Andersen, Bau-Ing.,
Spezialistin für Raumklima, Energie und Nachhaltigkeit, Cowi A/S
HVAC Magasin 7/18 (hier können Sie den Originalartikel auf Dänisch nachlesen)
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Beteiligte:
Kunde: Stadtverwaltung Aarhus
Beratung: Cowi A/S
Fassaden: Protec
Abgehängte Decken für Luftdiffusion: Troldtekt
Verglasung: MicroShade